„Der Marktführer“ – frühe #LaxansLektüre ™

Wir schreiben die frühen Neunziger. Yours truly hat seinen ersten richtigen Redakteurs-Job ergattert – beim traditionsreichen IT-Fachmagazin „Online – Erfolgreiches Informationsmanagement“. Das war 1963 (!) als „Der Datenträger“ gegründet worden (damit waren damals noch Lochkarten gemeint) und erschien nun im Datacom-Verlag in Bergheim bei Köln. Das folgende Interview für ein April-Heft aufzubereiten hat besonders viel Spaß gemacht:

Der Marktführer

LaxansLektüre zum Dritten: Der Marktführer (Zeichnung: Andreas Rybak)

Zeichnung: Andreas Rybak

Die ROI GmbH sieht sich als unangefochtener Marktführer in den Bereichen Standardsoftware für die Fertigungsindustrie im Postleitzahlengebiet 45xxx. Am Rande der CeBIT hatte Online Gelegenheit, mit Geschäftsführer Dr. Nimrod Nimmsgern und Marketing Leiter Uwe Übertrumpf zu sprechen.

? Herr Dr. Nimmsgern, in früheren Jahren waren Sie einer der schärfsten CeBIT-Kritiker. Nun sind Sie mit eigenem Stand….

[unterbricht] Ich bin froh, dass Sie diese Thematik anschneiden.
Tatsächlich ist der Sumpf so groß wie in keiner anderen Branche.

? Nun, da wird Ihnen niemand widersprechen wollen. Wie positionieren Sie denn die aktuelle Version Ihrer Software im Markt?

Wir stemmen mit dem ROI-System eine Unternehmensgesamtlösung, die von PPS-Funktionalität über das Finanzwesen bis hinein in den Bereich der Unternehmenslogistik den gesamten Funktionsanfall in unseren Zielmärkten abdeckt.

? Planen Sie in absehbarer Zeit funktionale Erweiterungen Ihres ja schon sehr umfassenden Anwendungspaketes?

In der Tat entwickeln wir derzeit einen bahnbrechenden Zusatz für das ROI-System – ein Sprach-Dialog-System für die Kundenbetreuung in den Unternehmen. Ein System, das dem Anrufer selbst dann zuhört, wenn es gerade zu ihm spricht – das ist mehr, als von einem Mensch-zu-Mensch-Dialog erwartet werden kann.

? Auch unsere Interview-Erfahrungen bestätigen diese Beobachtung immer wieder.
Gibt es weitere Pläne im Bereich der Telekommunikation?

Wir werden natürlich auch EDI-Anbindung anbieten. Sobald unsere Software Verbindung aufgenommen hat und feststellt, dass am anderen Ende kein ROI-System vorliegt, installiert sich ROI selbständig auf dem zweiten System.

? Wie sieht es bei einem derart mächtigen System denn mit der Performanz aus?

Unsere Lösung überwältigt derartige Probleme sogar schneller als ein normal geladener Mainframe oder Unix-Werkstationen.

? Durch welche Vertriebs- und Service-Form wollen Sie Ihre Kinden in einem immer heißer umkämpften Markt zukünftig erreichen?

Gerade hierin unterscheiden wir uns stark von Lösungsanbietern, bei denen der Kunde ab dem Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung plötzlich wider Erwarten stumpfe Waffen in der Hand hält. Wir gehen dabei in unserer Strategie genau auf den wunden Punkt.

? Vielen Dank für diese erhellenden Ausführungen.
Abschließend noch eine Frage an das Marketing: Herr Übertrumpf, Ihr Chef Dr. Nimmsgern wird gelegentlich als geistiger Vater der integrierten betriebswirtschaftlichen Standardsoftware bezeichnet, deren Entwicklung von ihm selbst mit der von Fortran und Cobol verglichen wurde. Wie sehen Sie das?

Ich muss ihnen da absolut recht geben. An diesem Urpunkt hat also dieser Mann angesetzt, der heute in unseren Reihen als F+E-Chef sowie als Geschäftsführer tätig ist. Nur ein Fakultäten überspannendes Wissen und seine umfassenden praktischen Erfahrungen konnten die Probleme lösen. Leider lehnt Dr. Nimmsgern bisher jeden Ruf an eine Universität ab. Ehrgeiz ist leider nicht direkt proportional zur Genialität.

? Dem bleibt nichts hinzuzufügen. Meine Herren, wir danke für das informative Gespräch.

April, April: Natürlich gibt es (soweit wir wissen) kein Softwarehaus mit dem Namen ROI GmbH. Auch die Namen der Interviewpartner sind frei erfunden. Sehr real sind hingegen die Interview-Antworten, die wir uns zugesandten Original-Pressemitteilungen entnommen haben.

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